Kennen Sie auch die "toxic team member"?
Oct 02, 2025
Liebe Leserin, lieber Leser!
"...das ist ja wieder typisch von...", kennen Sie das Gefühl, wenn es um eines Ihrer Teammitglieder geht?
Sie relativieren dann das negative Gefühl, weil der Mensch eine Sach-Kompetenz mitbringt und Sie aktuell das Gefühl haben, genau diese Ressource unbedingt zu benötigen in der Kanzlei, um handlungsfähig zu bleiben?
Kompetenz ist hervorragend - je mehr Kompetenz, desto einfacher die Verteilung von Aufgaben und desto größer die Schlagkraft Ihrer Kanzlei!
Ist das richtig?
Nein!
Wenn es zwischenmenschlich nicht stimmt bei Ihnen in der Kanzlei, dann reibt das alle auf und das kostet irrsinnig viel Kraft.
Haben Sie auch schon das eine oder andere Mal, Prozesse um Mitarbeitende herum gebaut?
Im Schaubild unten sehen Sie dazu eine Grafik. Wir sehen zwei Achsen: Kompetenz und Werte. In beiden Fällen ist die Passung ausschlaggebend und entscheidend für die Höhe der jeweiligen Ausprägung.
Das bedeutet, der Einsatz dieser Matrix ist kontextabhängig.
Beispiele zur Kompetenz:
Eine sehr hohe Sach-Kompetenz im Bereich internationale Schachtelbeteiligungen und Verrechnungspreise ist isoliert betrachtet gut, führt aber in einer Kanzlei mit einem Schwerpunkt auf kleinen, regionalen Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitenden zu einer sehr niedrigen Passung auf der Achse Kompetenz. Umgekehrt gilt, eine sehr stark ausgeprägte Kompetenz bei der Abwicklung von Land- & Forstwirtschaftlichen Sachverhalten hilft nichts, wenn die erforderliche Kompetenz im Bereich von Privatstiftungen liegt.
Beispiele zu den Werten:
Der Bereich Werte lässt sich für viele Menschen nicht so klar definieren, wie jener der Kompetenz. Stellen Sie sich einen klassischen Einzelkämpfer vor mit einer sehr ausgeprägten Wettbewerbsorientierung. Der ist im sportlichen Umfeld in einer Einzelwettkampfdisziplin bestens aufgehoben. Alleine an die Spitze der Weltrangliste, egal ob im Fechtsport oder als Läufer, Triathlet, Schi-Rennläufer - das ist das erklärte Trainingsziel: Sieg.
Für einen solchen Menschentyp braucht es in der Kanzlei ein sehr wettbewerbsorientiertes Umfeld mit klaren Regeln, einer transparenten Bewertungsmatrix und einer klar kommunizierten internen "Rangliste". In so einem Unternehmen, herrscht viel Ehrgeiz, oft sind spitze Ellbogen akzeptiert, solange alle nach den Regeln spielen. Aber Leistung stehe im Vordergrund und Druck ist Alltag. Es gibt Kanzleien, die diese Werte leben, dort ist die Passung bei dem Wert Wettbewerbsorientierung sehr wichtig. In anderen Kanzleien steht der Teamgedanke im Vordergrund, dort ist Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft besonders wichtig. Niemand ist in so einem Umfeld auf sich gestellt, Einzelverdienste sind verpönt, es gibt nur den Team-Sieg. Im Sport gilt das für die meisten Mannschaftssportarten. Der beste Stürmer ist im Fußball allein chancenlos. Besonders einprägsam ist es im Rudersport, wenn alle Ruderer im selben Takt rudern müssen, in absolutem Einklang. Jede Störung der Harmonie führt hier zu einer eklatanten Reduktion der Geschwindigkeit des Bootes.
Sie sehen also, beide Achsen sind kontextabhängig zu beurteilen. Nicht gut, nicht schlecht, nicht richtig, nicht falsch. Es kommt auf die Passung an.
Wieso komme ich nun auf genau diese Unterscheidung? Nun, ich erlebe das in Kanzleien und Unternehmen häufig, dass die (fachlich) besten Mitarbeiter oft eine besondere Stellung genießen und sich (menschlich) dann Dinge herausnehmen, die bei anderen Mitarbeitern niemals akzeptiert werden würden.
Und dies liegt an genau diesem Verhältnis zwischen Kompetenz und Werten. In der Praxis führt eine mangelhafte Passung bei den Werten oder Grundeinstellungen nämlich meist zu sehr viel negativer Energie, Frustration und einer Abwärtsspirale. Darunter leidet dann das Arbeitsklima und letztlich natürlich auch die Ergebnisse. Simon Sinek bringt es in folgendem Video sehr schön auf den Punkt.
Ganz konkret:
Beobachten Sie Ihr Team in Ruhe und betrachten Sie, wo es regelmäßig zu Unstimmigkeiten kommt.
Simon Sinek ist genial.
Ich kann an der Stelle nur das Buch Das unendliche Spiel empfehlen. Dazu wird es auch demnächst einen Newsletter geben.
Die Frage, die im Video auftaucht möchte ich an der Stelle nicht zitieren. Ich empfehle Ihnen dennoch, sich mit Ihren Werten und den Werten Ihres Unternehmens zu befassen.
Schließlich gilt im Regelfall:
Mein Raum. Meine Regeln.
Daher ist es in Ihrer Verantwortung als Eigentümer/Führungskraft, diese Regeln zu definieren und auch zu sanktionieren.
Viel Spaß bei der Beobachtung.
Für mehr Impulse, Denkanstöße und Empfehlungen melden Sie sich gerne zu einem der kostenlosen Webinare an!
Anmeldung unter folgendem Link: Die Webinar-Reihe: Kanzleierfolg ist planbar
Bis nächste Woche!
Herzlichst
Ihr
Stefan Eisl