Sind Sie auch so gerne der Problemlöser in der Kanzlei?

Sep 24, 2025

Liebe Leserin, lieber Leser!

"nur kurz: Was soll ich denn hier machen?", kennen Sie die Frage?

Stehen regelmäßig Mitarbeitende bei Ihnen und bitten sie um Hilfe?

Ist es nicht schön, dass Sie dann regelmäßig Hilfestellung leisten können, Mehrwert stiften, Mitarbeiter glücklich und Mandanten zufrieden machen?

Solange Sie abends dann in Ruhe noch dazu kommen, selbst Ihren Workload abzuarbeiten, ist doch alles so wie es sein muss, oder? Wenn Sie nur noch einen weiteren Mitarbeiter hätten, dann hätten Sie die Chance, noch etwas zu delegieren, dann würde es bei Ihnen weniger werden.

Ist das so?

Nein, meist lösen mehr Mitarbeitende Ihre Probleme nicht.

"...Dann bin ja ich das Problem.
Solange ich der beste Problem-Lösungs-Automat bin in der Kanzlei, werden meine Mitarbeiter immer zu mir kommen und ich werde immer - nur mal schnell - einen Sachverhalt lösen und helfen..."

Das hat gestern ein Kunde in einer Coaching-Session für sich erkannt und festgestellt, dass das im ersten Moment zwar einfach klingt, aber vermutlich lange brauchen wird, es zu transformieren.

Warum ist das so?

 

Sie sind Berater.

Sie haben eine Lösung.

per se.

Ich darf meine Zeit mit sehr erfolgreichen Unternehmern verbringen und eine der bildhaftesten Beschreibungen, die auf vieler meiner Kunden zutrifft ist folgende:

"Egal welches Problem du hast, wenn du mit xy sprichst, wirst du umgehend eine Lösung erhalten.
-
Du musst dann nur mit der Lösung leben können, egal ob du das willst oder nicht."

Was bedeutet das konkret?

Versuchen Sie sich selbst dabei zu beobachten, wie Sie mit Schilderungen von Problemstellungen umgehen.

Ist Ihr erster Impuls folgender:
"Klar, kenne ich, kann ich, da musst du nur, dieses oder jenes tun - zack  Problem gelöst."

Ja?

Dann empfehle ich Ihnen, sehr aufmerksam weiterzulesen. Ob Ihnen der Impuls weiterhilft oder nicht, wissen Sie selbst am besten.

Versuchen Sie in einer kleinen Übung, das nächste Mal, wenn Sie einen Sachverhalt vorgelegt bekommen folgendes:

1. "Interessant."

2. Tief durchatmen.

3. "Welchen Lösungsansatz würden Sie denn vorschlagen?"

Merken Sie, dass sich die Vorstellung so zu reagieren eng anfühlt in Ihrer Brust? Dann sind Sie am richtigen Weg.

Jetzt haben sie erkannt, dass es Ihr Ziel sein kann, weiterhin der beste Spieler am Platz zu sein oder an die Seitenlinie zu wechseln und Ihre Mitarbeitenden zu ihrer Bestform zu entwickeln und Trainer zu werden.

Zur Klarstellung:
Wenn Sie das in keinster Weise nachvollziehen können und aktives Zuhören eine Ihrer Stärken ist, stellen Sie sich zu Recht die Frage, wo die Reise inhaltlich hingeht.

Wenn Sie aber für sich erkannt haben, dass Sie selten aufmerksam der gesamten Sachverhaltsdarstellung oder den Beweggründen hinter dem Problem folgen wollen, weil Sie schnell eine Antwort parat haben, dann kann Ihnen der Zugang weiterhelfen.

Die dahinterliegende Unterscheidung ist "verstehen wollen" / "verstanden werden wollen":

wer verstanden werden will, kommt rasch mit einer Lösung um die Ecke und schafft damit das Problem aus der Welt.

wer verstehen will, hört zu und fragt nach. (eine Lösung ist hier nicht vorgesehen)

Jetzt werden Sie zu recht sagen: "aber meine Mitarbeitenden kommen ja zu mir, um eine Antwort auf Ihre Frage zu erhalten!"

Das ist korrekt.

Aber ist es auch in Ihrem Interesse, dass Ihre Mitarbeitenden stets den schnellsten und einfachsten Weg wählen?

 Macht Sie dieser Schritt verzichtbar und Ihre Weggefährten besser und fähiger?

Nein.

Langfristig ist es clever, dass Ihr Wissen und Ihre Entscheidungsmatrix in Prozessen und Strukturen abgebildet sind. Dann nämlich kann Ihr Unternehmen unabhängig von Ihnen wertschöpfend laufen.

Ganz konkret:

Beobachten Sie sich selbst und versuchen Sie die drei oben angeführten Schritte durchzugehen.

Wer das Modell in einer anderen Konstellation ähnlich kennt, der hat natürlich auch Recht.

In der Beziehungskommunikation ist die Unterscheidung auch sehr hilfreich. Es gibt Menschen, die wollen ihr Problem schildern und sich gesehen und verstanden fühlen. Egal um welche zwischenmenschliche Beziehung es sich hierbei handelt. In genau diesem Fall ist die mentale Haltung "verstehen wollen" sehr hilfreich. Sie werden damit ein Stück weit empathischer wahrgenommen.

Wobei hingegen die Lösung des Problems und die "verstanden werden wollen" Haltung aus einer Position des Sendens heraus erfolgt. Hier steht eben nicht der Gesprächspartner und was das Thema mit ihm macht im Vordergrund, sondern die Sache, die es vermeintlich zu lösen gilt. Sie könnten dann als eher distanziert wahrgenommen werden.

Also zum Abschluss ganz praktisch:

Hören Sie zu, fragen Sie nach und nutzen Sie immer zuerst die Frage: "Wie würden Sei das lösen?"

Nun lasse ich Sie dies noch durchdenken und freue mich Sie bei nächster Gelegenheit im Webinar begrüßen zu dürfen.

Für mehr Impulse, Denkanstöße und Empfehlungen melden Sie sich gerne zu einem der kostenlosen Webinare an!
Anmeldung unter folgendem Link: 
Die Webinar-Reihe: Kanzleierfolg ist planbar 

Viel Spaß bei Ihren Überlegungen rund um Ihre Kommunikations-Kompetenz!

Herzlichst

Ihr
Stefan Eisl