Warum der Anlieferungszeitpunkt entscheidend ist
Sep 04, 2025
Liebe Leserin, lieber Leser!
Letzte Woche ging es um die strategische Passung von Werkzeugen und deren Wirkung im Rahmen der Mandantenkollaboration. Heute geht es um die Leistungserstellung.
Zur Erinnerung:
Nur weil ein neues Tool verfügbar ist, bedeutet das nicht, dass es automatisch für jede Kanzlei das richtige Werkzeug darstellt. Denken Sie an die Selfservice Kasse im Supermarkt. Dieser Service würde die Außenwirkung eines exklusiven Feinkostladens konterkarieren.
Leistungserstellung:
Heute widmen wir uns den realistischen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zur Leistungserstellung in einer Steuerberatungskanzlei. Dabei handelt sich ja tendenziell um den aktuell durch KI, Automatisierung und Digitalisierung am stärksten betroffenen Teilbereich.
Egal wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken, alles spricht von mehrwertstiftender Beratung, Steuer"BERATUNG" und (ich nehme mich selbst nicht aus) CFO AS A SERVICE mit tagaktueller Buchhaltung.
Das ist aber alles nur in der Theorie richtig.
Im praktischen Alltag stellen wir fest:
1. viele Mandaten benötigen keine aktuellen Daten und sehen keinerlei Mehrwert in dem Service
2. wir haben gar nicht die nötige Kapazität in der Kanzlei, um weitere Mandate tagaktuell oder wöchentlich aktuell zu verarbeiten.
3. Selbst wenn ein Algorithmus die gesamte Vorarbeit übernimmt, können wir nicht eine Bearbeitung (von all unseren Fällen) binnen weniger Werktage nach dem Monatsletzten sicherstellen. Für einige Fälle in denen das sinnvoll ist, ist dies sehr wohl machbar.
Moment!
Soll das bedeuten, dass die Heilsversprechen in Richtung mehr Beratung durch den Einsatz von intelligenten Werkzeugen gar nicht haltbar sind?
Ja.
Genau so sehe ich das.
Wir werden in der Kanzleilandschaft stets unterschiedliche Ausprägungen der Dienstleistung Rechnungswesen erleben.
Zum Teil mit einem sehr großen Do-It-Yourself Anteil, beispielweise durch den Einsatz von sevdesk durch den Mandanten.
Zum Teil mit sehr arbeitsintensiven großen Buchhaltungen, die wöchentlich aktuell verbucht werden und als Outsourcing accounting oder CFOaaS Mandate betreut werden.
Und zwischen diesen beiden Polen liegen die Masse der Mandate (in Summe) nämlich die 3 der 3,5 Millionen Unternehmen in Deutschland, die der Umsatzklasse unter 1 Million Jahresumsatz zurechenbar sind und die zu 80% mit einer korrekten Bearbeitung und Umsatzsteuervoranmeldung zufrieden sind.
Rechnet man nun die bevorstehenden Rationalisierungen durch Automatisierungen gegen den Rückgang der verfügbaren Arbeitskräfte (Stichwort Fachkräftemangel) wird sich eine Verschiebung im Markt abzeichnen.
Wie sich diese Veränderung bei Ihnen in der Kanzlei auswirken wird, können Sie aktiv steuern und entscheiden.
Mit welchen Rahmenbedingungen Sie rechnen sollten, erfahren Sie im Webinar Kanzlei 2030. heute nachmittags um 1530-1630 Uhr. Sichern Sie sich noch einen Platz. Hier geht es zu Anmeldung.
Wie sich diese Veränderung auf da Honorar auswirken kann, erfahren Sie in den nächsten Newslettern und natürlich in dem neu erschienenen Buch: EINFACH MEHR HONORAR.
Die Auswirkung von Technologie und die Fülle an Möglichkeiten verleiten uns dazu, anzunehmen, der Prozess ändert sich gravierend und wir sind dadurch in der Lage mehrwertstiftende Dienstleistungen zu erbringen. Tatsächlich braucht es für alle weiterführenden Dienstleistungen nicht nur die die Daten in Echtzeit, sondern auch die Kapazität in Echtzeit und genau darüber verfügt aktuell keine Kanzlei.
Sollten daher keinerlei neue Werkzeuge eingeführt werden?
Doch.
Natürlich ist es sinnvoll die Datenanlieferung zu strukturieren und zu optimieren. Schlicht aus dem Aspekt der vereinfachten und stressfreien Bearbeitung. Je mehr Daten (vollständig) zum Monatsletzten in der Kanzlei eintreffen, desto einfacher lässt sich die Arbeitslast ohne Fristdruck aufteilen und zeitversetzt bearbeiten.
Welches Anlieferungsszenario und welche Leistungserwartung bei jedem Kunden vereinbart sind, beeinflusst die Priorisierung und die jeweilige Bearbeitungsgeschwindigkeit.
Nun liegt es an Ihnen, Ihrer Werkzeuge und Prozesse für Ihre jeweiligen Kundenbedürfnisse individuell auszuwählen und einzusetzen. Das Wunderwerkzeug, dass alle Anforderungen erfüllt gibt es nicht. Für einzelne Kundentypen gibt es die jeweiligen Bearbeitungsmodalitäten. Werden wir in Zukunft mehr Datenstrommanager und mehr DIY-Buchhaltungen erleben? Vermutlich ja. Bedroht das Ihr aktuelles Geschäftsmodell: Nicht, wenn Sie wachsam sind und kleine Schritte der Veränderung gehen. Kommt der ganz große Umbruch und die Veränderung über Nacht? Nein.
Für mehr Impuls, Denkanstöße und Empfehlungen melden Sie sich gerne zu einem der kostenlosen Webinare an!
Anmeldung unter folgendem Link: Die Webinar-Reihe: Kanzleierfolg ist planbar
Viel Spaß bei Ihren Überlegungen zu Ihren Arbeitsabläufen!
Herzlichst
Ihr
Stefan Eisl